Treckingrad-Transalp in zwei Tagen

[Beschreibung]
Die Idee für diese etwas verrückte Tour schwirrte mir schon über zwei Jahre im Kopf herum: Ich wollte einmal eine richtige Transalp in so kurzer Zeit wie möglich fahren. „Richtige Transalp“ bedeutete für mich in diesem Zusammenhang, dass die Tour in Deutschland starten und am Gardasee enden sollte. Außerdem sollte der „Gepäcktransport“ von mir selbst erledigt werden. Attraktive Route, kleiner Asphaltanteil oder kernige Trails sollten eine geringe bis gar keine Rolle spielen. Um die Fahrzeit kurz zu halten, sollte die Route möglichst kurz sein und möglichst wenig Höhenmeter aufweisen. Der folgende Verlauf ergab sich aus diesen Randbedingungen:


Garmisch – Mittenwald – Seefeld – Inntalradweg – Innsbruck – Igls – Römerstraße – Matrei – Brenner – Eisacktalradweg (mit einigen Abkürzungen) bis Bozen – Etschtalradweg bis Rovereto – Torbole


An einem Mittwoch Abend um ca. 23:00 Uhr fuhr ich allein von mir zu Hause zum Bahnhof und bestieg dort den Nachtzug nach München. In dem mit gerade mal zwei Personen belegten 6er-Abteil fand ich schnell in den Schlaf und wurde erst vom Wecker um 6:30 Uhr wieder wach. Um 7:00 Uhr war der Zug pünktlich in München, 30 Minuten später ging es mit dem Regionalzug nach Garmisch, wo ich um ca. 9:00 Uhr aus dem Zug stieg.



Nach einigen Vorbereitungen startete ich um 9:05 Uhr in Garmisch. Zunächst verlief die Route bei leichtem Nieselregen auf dem Radweg direkt an der Bundesstraße und dann auf einer Landstraße bis nach Mittenwald. Von dort ging es auf Schotterwegen weiter bis Seefeld. Hinter Seefeld fuhr ich einen Schotterweg hinunter ins Inntal, für den ein MTB gut gewesen wäre. Ich hatte mich für diesen Weg entschieden, um die für Radler verbotene ‚Seefelder Str.‘ zu umgehen. Er war jedoch sehr ruppig, hier wäre eine andere Route besser gewesen. Im Inntal war ich schnell auf dem Inntalradweg angelangt und fuhr diesen bis in die Altstadt von Innsbruck. Nach ca. 62 km machte ich hier die erste längere Pause, direkt unter dem ‚Goldenen Dachl‘.


Nach der Pause ging es in südlicher Richtung am Tivoli Stadion vorbei die Igler Straße hinauf. Brutal steil für mein Treckingrad, ich musste mehrmals Pause machen. Ab Patsch ging es dann angenehm wellig und oft mit tollen Panoramen am Osthang des Wipptals entlang. Bevor es ab Matrei für die letzten 16 km auf die Bundesstraße ging, gönnte ich mir noch eine Kaffeepause. Ich hatte inzwischen 85 km in den Knochen und wollte noch einmal Kraft für die letzten 400 hm sammeln. Diese waren nach der Pause trotz eines kurzen Regengusses schnell absolviert. Auf dem Brennerpass war dann trotz der wirklich nicht sehr schönen Kulisse erst mal eine ‚Lemon Soda‘ zur Begrüßung in Italien an der Reihe.


Diese weckte neue Lebensgeister in mir und so machte der tolle Radweg hinter dem Brenner richtig Spaß. Dank des ordentlichen Gefälles war ich Ruck-zuck in Sterzing und von dort war es dann nur noch eine letzte kleine Energieleistung zu meinem gebuchten Hotel in Stilfes (Ankunft um 18:22 Uhr). Als ich später im Restaurant auf mein Essen wartete, bin ich dabei einmal kurz eingenickt. Die Etappe war wohl doch ganz schön anstrengend…


Leider gab es in meinem Hotel erst um 7:30 Uhr Frühstück. Somit kam ich erst um 07:58 Uhr los. Ich wäre gern früher gestartet, da ich an diesem Tag 175 km vor mir hatte. Zum Glück herrschten aber beste Bedingungen: Blauer Himmel, leichter Rückenwind und die ersten 60 km bis Bozen ging es hauptsächlich bergab. Bereits nach 62 Minuten fuhr ich auf den Domplatz von Brixen, wo ich meine erste kurze Pause machte. Schnell zog es mich jedoch weiter auf den Radweg an der Eisack entlang. Es lief bis hierhin sehr gut, vielleicht ein wenig zu gut. Als der Radweg über eine Holzbrücke die Eisack querte, passierte es: Ich übersah, dass die Brücke im hinteren Teil noch im Schatten lag und am frühen Morgen noch feucht war. Ehe ich merkte was passiert, lag ich schon mit blutigem Knie auf dem Asphalt. Es dauerte eine Weile, bis ich die Wunde halbwegs versorgt hatte und weiter fahren konnte.


Zum Glück verursachte das verletzte Knie keine Schmerzen beim pedalieren und so ging es mit ordentlichem Tempo weiter. Schnell merkte ich jedoch, dass meine Action Cam, mit der ich eine Zeitrafferaufnahme der Tour machen wollte, Schaden an der Buchse für die externe Stromversorgung genommen hatte. So musste ich die Aufnahme leider unterbrechen und schaltete sie nur noch an besonderen Punkten der Strecke, jetzt im Akku-Betrieb, kurz ein.


In Bozen ließ ich es mir nicht nehmen kurz auf die ‚Piazza Walther‘ zu fahren. Dort hielt ich es aber nicht lange aus, da noch eine weite Strecke vor mir stand. Jetzt ging es auf den Etschtal-Radweg, der immer flach an der Etsch entlang in Richtung Süden führt. Der Rückenwind war inzwischen Windstille gewichen und bergab ging es auch nicht mehr. Um meine Geschwindigkeit hoch zu halten hing ich mich in den Windschatten einer Rennradfahrerin. Diese merkte das bald und wir plauschten einige km sehr nett, bevor sie mich noch ein gutes Stück in ihrem Windschatten ‚zog‘. Ab ca. 13:00 Uhr dann der typische nachmittägliche Gegenwind im Etschtal. Das hatte ich befürchtet, ich hatte aber gehofft, zu dieser Uhrzeit schon näher am Ziel zu sein. So wurden die letzten 40 km an diesem Tag eine sehr anstrengende Sache.


Am Nachmittag gönnte ich mir eine Cappucino-Pause auf dem Domplatz von Trento und genoss zum ersten mal auf der Tour italienisches Flair! Nach der Pause weiter nach Rovereto, dann der wohlbekannte Abzweig nach Westen über Mori und den Passo San Giovanni nach Nago.


Was für ein Moment, um 17:13 Uhr, 32:08 Std. nach meinem Start in Garmisch, hier in Nago um die Ecke zu biegen und den vielleicht besten Ausblick von allen vor sich zu sehen! Natürlich ging es hiernach noch weiter runter nach Torbole zur ‚Strandbar‘, wo ich in einer stillen, kleinen Feier meine erfolgreichen Tour feierte…


Höhepunkte aus meiner Sicht: Dies war ohne Frage eine besondere Tour, die man nicht so ohne Weiteres weiterempfehlen kann. Es war ein Rennen gegen die Uhr und der Reiz lag darin, die Orte und Pässe dieser Transalp mit großer Geschwindigkeit an sich vorbei fliegen zu sehen. Nach 32:17 Std. Fahrzeit (netto 18:41 Std., inklusive Pausen während der Etappen) in Torbole am Lago zu stehen hat mir persönlich eine gewisse Zufriedenheit gegeben. Ich kann aber auch jeden verstehen, der meint so durch die Berge zu hetzen wäre Quatsch. 😉


[Karte]


[Höhenprofile]



[Statistik]

DatumStreckeAnstiegDauer (inkl. Pausen)øv
07.08.2014122,3 km1830 hm9:18 Std.13,15 km/h
08.08.2014172,9 km507 hm9:25 Std.18,36 km/h
Summe295,2 km2337 hm18:43 Std. (32:17)15,75 km/h

[GPS-Track]
*.gpx-Datei.