Mountainbike-Transalp 2015

[Teilnehmer]
In der Reihenfolge des dritten Bildes: Tomas, Mathias, Ralf und Arndt


[Beschreibung]
Nach den vielen MTB Transalps in den letzten Jahren war es für uns nicht leicht eine Route zu finden, bei der wir nicht große Teile zum wiederholten Male fahren würden. Nach einiger Suche kam Ralf auf die Idee, eine Route von West nach Ost zu fahren. Um die Höhenmeter im Rahmen zu halten und trotzdem viele Trails fahren zu können, entschieden wir uns außerdem für eine Variante mit besonderst vielen Seilbahnen bzw. Shuttles. Auf diese Weise kamen am Ende nur knapp 9000 hm bergauf aber fast 16000 hm bergab mit hohem Trailanteil zusammen.


Nachdem wir mit dem Nachtzug nach Zürich und dann weiter mit dem IC durch die Schweiz gefahren waren, starteten wir am Samstag Vormittag in Davos. Dieser Startpunkt stellte sich schnell als eine gute Wahl heraus, denn schon nach 15 Minuten Fahrzeit waren wir mitten in den Bergen angekommen. Im Dischmatal fuhren wir erst auf einem kleinen Asphaltsträßchen und später auf Schotter immer weiter in Richtung des Scalettapasses. Auf den letzten km wurde der Weg dann zu einem steilen Trail, auf dem man in großen Teilen schieben musste. Oben auf dem Scalettapass (2606 m) gab es zum ersten Mal eine tolle Aussicht auf die umliegenden Berge und bei der Abfahrt einen super S2-Trail bis zur Alm Funtauna zum Einfahren. Danach waren wir schnell am Zielort Zuos, wo wir unser erstes Quartier bezogen.


Etappe zwei führte uns nach kurzer Fahrt durch das Obere Inntal in das wunderschöne Val Chaschauna. Erst ging es über Schotterwege hinauf zur Alp Chaschauna und dann weiter auf einem Trail hinauf zum Chaschauna Pass (2694 m). Der obere Teil dieses Trails hatte eine Steigung von 32% (17,8°), hier wurde selbst das Schieben des MTB schwierig. Die Abfahrt durch das Valle Livigno war erst eine rasante Fahrt auf einem schottrigen Karrenpfad (S1), später dann auf Schotterwegen bis Livigno. Nach einer Pizza zu einem ordentlichen Preis (der Chaschauna-Pass war die Staatsgrenze von der Schweiz nach Italien) fuhren wir mit der Seilbahn auf den Mottolino und von dort über einen angelegten Bikepark-Trail hinunter zum Passo Eira. Danach auf der Straße bis hinter Trepalle und dann wieder auf einem schönen Trail hinüber ins Valle Pila bis hinauf zum Passo Trela (2295 m). Diesen Pass waren wir im Jahr 2014 in der Gegenrichtung gefahren und der Trail hinunter zum Lago di Livigno hatte sich als „Holy Trail“ für Flow-Liebhaber herausgestellt. In östlicher Richtung hinunter zur Baita di Trela ist dieser Trail auch ein schöner flowiger S1-Trail, nur nicht so lang und abwechslungsreich wie in der anderen Richtung. Hinter der Baita di Trela ging es schnell weiter durch das spektakuläre Val Pettini hinunter zum Lago di Fraele. Hier fing es wieder an zu regnen, so fuhren wir schnell die spektakuläre Serpentinenstraße weiter bis nach Bormio und freuten uns in unserem Hotel über die Sauna und den Außenwhirlpool…


Pünktlich zum Start der dritten Etappe begann es wieder zu regnen. Wir zogen also unsere Regenkleidung an und machten uns wie geplant auf den Weg zu der Seilbahn Bormio 3000. Hier erfuhren wir, dass die Seilbahn wegen des schlechten Wetters an diesem Tag nur bis zur Mittelstation (1920 m) fuhr und nicht wie geplant bis auf den Gipfel des Cima Bianca (3020 m). An der Mittelstation angekommen suchten wir uns eine alternative Route bis nach Santa Caterina. Diese bestand ausschließlich aus unspektakulären Schotterpisten. Das Wetter wurde aber langsam besser und wir freuten uns schon darüber, dass der Regen aufgehört hatte und wir ab und zu einen Blick in das Val Furva bekamen. Nach einer kurzen Pause Santa Caterina ging die Fahrt weiter teilweise steil hinauf durch das Valle Cedèc, erst auf Asphalt, später auf Schotterpiste. Kurz vor dem Rifugio Pizzini-Frattola begann es wieder zu regnen und so waren wir froh nach dieser nicht allzu langen Etappe am Ziel zu sein und machten es uns für den Rest des Tages in dem schönen Rifugio gemütlich.


[ Bilder ]

© aller Bilder: Arndt


Am Morgen des vierten Tages war das Wetter wie am Abend zuvor: Regen. Nachdem wir uns beim Frühstück viel Zeit gelassen hatten, zogen wir im Radkeller der Hütte unsere komplette Regenkleidung an und begaben uns lustlos hinaus. Auf den folgenden 300 hm Schiebestück zur Passhöhe hörte der Regen aber zum Glück schnell auf und wir konnten nach und nach wieder Regenkleidung ablegen. Immer wieder von dichten Wolken umhüllt erreichten wir den hochalpinen Passo Zebru (3001 m), welcher mit Hinterlassenschaften wie Stacheldraht aus dem 1. Weltkrieg versehen ist. Immer wieder konnten wir durch Wolkenlücken die umliegenden Gipfel und Gletscher erkennen, was für eine Atmosphäre! Hinter dem Pass erwartete uns eine sensationelle Abfahrt durch das wilde und ursprüngliche Val Zebru. Ab der Passhöhe eine anspruchsvolle alpine S3-Abfahrt bis zu einer Kletterstelle. Diese ist mit einem Stahlseil gesichert und man muss ca. 30 hm absteigen und das MTB dabei tragen. Danach meist flowiger S2-Trail, der immer an der rechten Talseite entlang führt. Immer wieder müssen Bäche und Rutsche überquert werden, ein kurzer Gegenanstieg unterhalb der Cima della Miniera. Danach wird der Trail einfacher, schnell geht es auf S1-Niveau hinab bis zur Baita del Pastore. Ab hier rasant auf Schotterpiste bis Niblogo und später noch einmal ein toller Trail durch den Wald hinab nach Bormio. Das traumhafte Panorama und der fahrtechnische Anspruch in einem wilden und einsamen Tal macht diesen Übergang zu einem Muss für alle, die die Berge in rauer und ursprünglicher Form lieben.


Nach einer ausgedehnten Mittagspause in Bormio ließen wir uns von einem Shuttle hinauf auf das Stilfserjoch (2757 m) bringen. Von hier stiegen wir steil noch ein wenig weiter hinauf bis zum Anfang des Goldseetrail. Da dieser erst ab 16:00 Uhr durch Mountainbiker befahren werden darf, lasen wir noch für eine halbe Std. die bereitgestellten Schautafeln über den ersten Weltkrieg, der sich auch auf diesem Bergrücken abgespielt hat. Der Goldseetrail hat in der ersten Hälfte meist S1-Niveau, aber immer am recht steilen und tiefen Abhang entlang. So fährt man nie sehr schnell, da der kleinste Fehler üble Folgen haben könnte. Weiter unten wird der Trail dann zu einer S3- bis S4-Abfahrt, auf der man oft schieben bzw. tragen muss. Erst die letzten 500 m vor der Furkelhütte sind wieder S2 und lassen sich schön fahren. Von der Furkelhütte ging es wieder in einen überraschend tollen S2-Trail (einige Stellen S3) durch den Wald, der uns bis nach Trafoi brachte. Von hier ging es dann auf Asphalt bergab und dann noch einmal 600 hm hinauf nach Sulden. Um 19:30 Uhr kamen wir erschöpft aber überglücklich am Hotel an. Insgesamt waren wir an diesem Tag fast 3600 Höhenmeter downhill gefahren mit einem überdurchschnittlich hohen Trailanteil. Ein persönlicher Rekord, der nicht so leicht zu brechen sein wird!


Von Sulden aus fuhren wir zu Beginn der fünften Etappe mit der Seilbahn bis auf 2500 m, dann auf Schotterpisten weiter hinauf auf ca. 3050 m durchs Skigebiet. Dann über ein Schiebestück auf das Madritschjoch, mit 3123 m einer der höchsten mit dem Bike befahrbaren Pässe überhaupt! Da sich das Wetter deutlich gebessert hatte, hatten wir ein super Panorama mit perfekter Sicht auf Ortler, Königspitze und die grandiose Gletscherlandschaft. Die Abfahrt geht zunächst in engen Kehren auf losem sandigen Grund steil hinab, stellenweise S4. Dann anspruchsvolle Felspassagen mit Treppen, Stufen, Spitzkehern. Später traumhafte Trails, teilweise erodierte Rinnen, Almwiesen, immer wieder Fels und Geröll abwechselnd S2- und S3-Niveau, ein Genuss für Fahrtechnikspezialisten. Hinter der Zufall-Hütte geht der Trail vorbei am ehemaligen Hotel Paradiso und es wechseln sich technisch anspruchsvolle Wurzeltrails mit flowigen Speed Passagen ab. Vor und hinter dem Zutrittsee jeweils kurze Asphaltstückchen und dann weiter in rasanter Abfahrt auf Schotterwegen. Weiter unten wieder S1- bis S2-Trails bis fast hinunter ins Etschtal. Wieder 2500 hm downhill am Stück mit hohem Trailanteil! Grinsend fuhren wir weiter durch das Etschtal bis zu unserer Unterkunft in Tabland und hatten noch einen sehr schönen Abend mit tollem Essen und super Aussicht in der „Waldschenke“.


An Tag sechs fuhren wir von unserer Unterkunft zügig zum Rathaus in Naturns, wo erneut ein Shuttle auf uns wartete. Dieses Shuttle brachte uns 1400 hm hinauf zum Vorderkaser am Eingang des Pfossentals. Von hier fuhren wir auf dem Meraner Höhenweg zunächst durch das enge schattige Tal, bis es sich bei der Mittelkaser Alm zu einem weiten sonnigen Tal öffnet. Ab hier kann ich die Landschaft nur schwer mit Worten beschreiben, sie ist einfach wunderschön! Vorbei an Hütten und Almwiesen, durch kleine Bäche und durch zarte Lerchenwälder gewinnt man auf dem Schotterweg gleichmäßig an Höhe. Weiter oben wird der Schotterweg zum Pfad, der einen nun immer häufiger zum Schieben zwingt. Gleichzeitig wird die Landschaft immer rauer und die Blicke zurück gehen immer tiefer hinunter ins Tal. Nach zahllosen Serpentinen muss man sein Bike die letzten 20 hm bis zum Eisjöchl (2895 m) hinauf tragen und dann hat man es geschafft. Der Blick öffnet sich nun auch auf die andere Seite des Jochs, wo einen die traurigen Reste der Stettiner Hütte empfangen, welche bei einer Lawine vor 1.5 Jahren zerstört wurde. Nach einer langen Pause in der provisorischen Jausenstation am alten Platz der Stettiner Hütte machten wir uns an die Abfahrt in das Pfelderertal. Wieder ein wunderbarer technischer S3-Trail mit vielen Passagen S4 mit über 1000 hm bis zur Lazinser Alm! Hervorzuheben sind die vielen teils messerscharfen quer verlaufenden Wasserabweiser aus Stein, welche für 3 oder 4 formidable Snakebites und auch ein oder zwei krumme Zähne auf dem großen Kettenblatt sorgten. Ab der Alm ging es auf Schotterwegen weiter durch das Pfelderertal und weiter unten durch das Passaiertal bis nach Meran, wo wir unser Quartier in der Innenstadt bezogen.


Die siebte und letzte Etappe bescherte uns dank eines kleinen Planungsfehlers lediglich 963 hm bergauf. Die Seilbahn Meran 2000 brachte uns auf 1900 m und nicht wie zuvor angenommen nur auf 1250 m. So hatten wir den Weg zum Kreuzjoch (2084 m) schnell hinter uns gebracht und wurden dort oben wieder mit einer tollen Aussicht bei bestem Wetter belohnt. Sehr schön konnten wir von hier die Höhepunkte der letzten drei Tage überblicken: Die Texelgruppe mit dem Eisjöchl und der hohen Wilden und die Ortlergruppe mit dem Ortler und der Königspitze. Nach diesem schönen abschließenden Blick in die Weite ging es in die letzte Abfahrt. Erst über einfache S1-Trails und Wiesen, nach einer Pizza in der Mittagspause über einen letzten anspruchsvoll verblockten S2- bis S3 Trail ganz hinunter ins Etschtal. Von hier ging es noch 20 km flach bis ins Zentrum von Bozen, wo sich auf dem Walther-Platz eine kleine Ziel-Feier anschloss.


Bei einem kurzen Resümee der Tour waren wir uns alle einig, dass wir noch nie so viele anspruchsvolle Trailkilometer in so kurzer Zeit gefahren waren. Für Technikliebhaber eine wirklich sehr schöne Tour!


Verlauf der Tour:
1 Davos – Dischmatal – Scalettapass (2606 m) – Val Susauna – Zuos
2 Zuos – Val Chaschauna – Chaschauna Pass (2694 m) – Valle di Livigno – Livigno – Mottolino – Val Pila – Passo Trela (2295 m) – Val Trela – Val Pettini – Lago di Fraele – Bormio
3 Bormio – Santa Katarina – Rif. Pizzini
4 Rif. Pizzini – Passo Zebru (3001 m) – Val Zebru – Bormio – Stilfserjoch (2757 m) – Goldseetrail – Sulden
5 Sulden – Madritschjoch (3123 m) – Martelltal – Tabland
6 Tabland – Pfossental – Eisjöchl (2895 m) – Pfelderertal – Passaiertal – Meran
7 Meran – Kreuzjoch (2084 m) – Bozen


Höhepunkte aus meiner Sicht:
– Landschaft im Dschimatal
– Trail hinter Scalettapass (S2)
– Landschaft im Val Chachauna
– Trail hinter Passo Trela (S1)
– Landschaft am Passo Zebru
– Trail hinter Passo Zebru (max. S3)
– Aussicht am Madritschjoch
– Trail hinter Madritschjoch (S3)
– Landschaft im Pfossental
– Aussicht vom Kreuzjoch


[Video]


[Karte]


[Höhenprofile]








[Statistik]

DatumStreckeAuffahrtAbfahrtDauer
22.08.201535,41245106005:28
23.08.201563,31600262209:12
24.08.201522,6131753006:45
25.08.201548,11289357610:32
26.08.201559,8913273908:31
27.08.201564,71454296610:00
28.08.201555,6963218108:35
Summe349,587811567459:03

[GPS-Track]
Die Planung unserer Route basierte auf dem genialen Bike-GPS Tourenplaner vom ‚MTB Hall of Fame‘-Mitglied Uli Stanciu.
*.gpx-Datei.