Mountainbike-Transalp 2013

[Beschreibung]
Der Grundpfeiler für die Transalp war der Singletrail Strada della Vena, den ich 2012 zu meinem persönlichen ‚Holy Trail‘ gekürt hatte. Für mich war schon letztes Jahr bei der eiskalten ‚Lemon Soda‘ auf dem Dorfplatz von St. Lucia kurz nach der Fahrt über diesen Trail klar, dass ich ihn so schnell wie möglich wieder fahren wollte. Glücklicherweise waren alle Mitfahrer der diesjährigen Tour einverstanden. Von mehreren Mitfahrern aus der Gruppe kam außerdem der Wunsch über die Fanesalm zu fahren. Da das natürlich keine unattraktive Ecke ist, war es mir recht, dass wir auch diesen Abschnitt im zweiten Jahr nacheinander fahren wollten.


Die nächste Frage war, wie wir dort hinkommen wollten. Über den Alpenhauptkamm gibt es so weit im Osten nicht so viele Alternativen und sie alle schienen nicht sehr attraktiv für uns. Brenner: uns zu bekannt, zu leicht und zu viele Autos; Pfitscherjoch und Pfundererjoch: wollten wir nicht noch einmal nach 2012 fahren; Krimmler Tauern: 2000 hm für einen Pass und davon 500 hm das MTB schieben/tragen; St. Pöltener Hütte: 2300 hm rauf, davon 500 hm rauf und 500 hm runter tragen/schieben; Hochtor: 2000 hm Straße…


Letztendlich sagten wir uns, es muss nicht immer der Alpenhauptkamm dabei sein. Wir wollten 7 Etappen mit 10.000 bis 12.000 hm, wenig Straße und knackigen Trails. Und das kann man auch ohne Alpenhauptkamm haben. Letztendlich entschieden wir uns wegen der leichten An- und Abreise für Brixen als Startort. Von dort ergab sich mit den Grundpfeilern Fanes und Strada della Vena schnell die folgende Tour:


Verlauf der Tour:
1 Brixen – Rodenecker Alm – Kreuzwiesenalm
2 Kreuzwiesenalm – Grünfelder Alm – Vigiltal – Pederühütte – Lavarellahütte
3 Lavarellahütte – Limojoch – Große Fanesalm – Cortina d’Ampezzo – Cinque Torri – Rifugio Averau
4 Rifugio Averau – Strada della Vena – Alleghe – Cencenighe – Falcade – Rifugio Flora Alpina
5 Rifugio Flora Alpina – Col Magherita – Passo Valles – Val Venegia – San Martino – Passo Tognola – Coria – Rifugio Refavaie
6 Rifugio Refavaie – Passo Cinque Croci – Strigno – Borgo – Caldonazzo – Campreghieri – Trento
7 Trento – Candriai – Covelo – Ranzo – Dro – Arco – Torbole
+ Riva del Garda – Pregasina – Punta di Larici – Malga Paler – Pregasina – Riva del Garda



Von unserem Hotel in Neustift ging es zum Start der ersten Etappe erst mal in das Zentrum von Brixen. Wir merkten aber schnell, dass wir für Kultur oder Sightseeing so früh keine Ruhe hatten und machten uns gleich an den ersten Anstieg in Richtung Lüsen. Kurz vor Lüsen bogen wir in Richtung Norden ab und gewannen über ein kleines asphaltiertes Sträßchen schnell an Höhe. An der Platzer Alm fuhren wir wegen des Trubels schnell vorbei um unsere Mittagsrast an der ruhigeren und wesentlich schöner gelegenen Ronerhütte zu machen. Kurz nach der Pause erreichten wir die wunderschöne Rodenecker Alm und konnten zum ersten Mal eine tolle Fernsicht genießen. Ich finde es ist immer wieder toll, wenn man nach einem langen Winter zum ersten Mal wieder mit seinem MTB in höhere Regionen der Alpen vor stößt und sich ein solches Panorama vor einem entfaltet! An der Starkenfeldhütte vorbei fuhren wir weiter hinauf bis zur Burgstallalm (2100 m). Nach einer kurzen Rast ging es dann den ersten kleinen Trail hinunter bis zur Kreuzwiesenalm. Hier gab es neben schöner Alm-Atmosphäre auch noch gutes Essen und ein gemütliches Matratzenlagen mit insgesamt 26 Leuten…


Tag 2 fing mit dem Aufstieg zur Grünfelder Alm an. Im Pustertal lagen weit unter uns dichte Wolken, doch wir hatten hier oben schon früh am Morgen blauen Himmel, Sonnenschein und wieder tolle Panoramen. Über Wiesen-Trails und Schotterwege ging es dann hinunter in das Vigiltal und über die Landstraße weiter nach St. Vigil. Von dort den Pederü-Trail am Fluß entlang bis zur Pederü-Hütte. Was hier folgt werden die meisten schon kennen: 500 hm auf steilen, sehr groben und lockeren Schotterwegen bei knapp 40 °C (Ist es denn dort immer so heiß?). Zum Glück erwartete uns oben auf der Kleinen Fanesalm zur Abkühlung ein erfrischendes Fußbad und ein kühles Getränk auf der Terrasse der Lavarellahütte.


Der Start der 3. Etappe war uns allen auch gut bekannt: An der Faneshütte vorbei, dann steile 150 hm – auf nicht weniger grobem Schotter als am Vortag – hinauf zum Limojoch (2172 m). Von dort erst mal in Richtung Süden auf die Große Fanesalm. Nach einer kurzen Pause, um die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen, fuhren wir aber zurück und dann in Richtung Osten den grobschottrigen Pfad 10 hinunter. Dieser ist teilweise anspruchsvoll und hat teilweise tollen Flow. Während einer Pause entdeckte Ralf per Zufall den ‚Cascade di Fanes‘. Ein spektakulärer Wasserfall, hinter dem man entlang gehen kann, wenn man keine Angst hat nass zu werden. Auch die weitere Abfahrt blieb spektakulär mit Brücken über tiefe Einschnitte und alten Tunneln. Von Cortina aus fuhren wir auf der Landstraße in Richtung Passo Falzarengo als es anfing zu regnen. Wir stellten uns zwei Mal unter und entgingen so den schlimmsten Regenfällen. Auf dem weiteren Weg an den Cinque Torri vorbei kühlte es aber merklich ab und wir waren alle froh nach 1300 hm Anstieg letztlich am Rifugio Averau angekommen zu sein. Der Ausblick auf Civetta und Marmolata von unserem Balkon auf 2450 m entschädigte uns aber schnell für die Qualen des Nachmittags. Ein hervorragendes 3-Gänge-Menü tat dann noch sein übriges…


Am Morgen des 4. Tages wachte ich früh auf. Auf dem Programm stand heute wieder mein persönlicher Holy Trail aus dem letzten Jahr, die Strada della Vena. Entsprechend aufgeregt war ich. Die Zeit bis zum Frühstück, das Packen, Räder klar machen, das alles dauerte ewig und ich wurde immer hibbeliger. Doch als es endlich los ging, legte sich die Aufregung mit jedem Meter, den wir fuhren. Ungefähr nach der Hälfte des Trails, bei einer kurzen Pause, merkte ich, dass ich vollkommen entspannt war. Mir wurde klar, dass mich meine Erinnerung nicht getäuscht hatte. Alles, was ich 2012 geschrieben hatte, empfand ich in diesem Jahr wieder so und werde es darum hier auch nicht wiederholen. Im Unterschied zum letzten Jahr fuhren wir aber hinter Santa Lucia weiter den Trail hinunter. Und auch dieser Abschnitt mit viel Flow und Speed schließt sich nahtlos an und macht wahnsinnig viel Spaß. Für mich bleibt es dabei: Die Strada della Vena, mit 16 km und 1620 hm, ist mein persönlicher Holy Trail! Danach ging es über Schotterwege weiter bergab nach Alleghe und über die Landstraße bis nach Cencenighe. Von dort wieder bergan, zunächst über Schotterwege bis Falcade, dann über zum Teil steile Karrenwege und Wiesenpfade wieder 1000 hm hinauf zum schön gelegenen Rifugio Flora Alpina.


Die 5. Etappe fing mit einer Seilbahnfahrt auf den Col Margherita an. Auch hier wieder ein super Panorama: Die Marmolata im Norden, die Civetta im Osten und die Pala-Gruppe im Süden. Ein toller Downhill auf groben Schotterwegen bis zum Passo Valles folgte, dann eine highspeed Abfahrt auf der Passstraße bis wir in das Val Venegia einbogen. Hier erwartete uns eine der schönsten Landschaften der ganzen Tour. Langsam kurbelten wir die Schotterwege hinauf, auf der linken Seite immer die Gipfel der Pala-Gruppe. Die Baita Segantini oben auf dem Pass war eher eine Enttäuschung. Von der anderen Seite her gab es einen Linienbus bis hier hin, entsprechend groß war der Rummel. Also schnell weiter über lange Wiesentrails bis hinunter nach San Martino, wo es erst mal eine Pizza gab. Nach der Pause dann hinauf zum Passo Tognola. Der Trail dahinter war im ersten Teil leichter als erwartet, da er dort gerade überarbeitet worden war. Später jedoch wurde er sehr anspruchsvoll. Zahlreiche breite Querrinnen, scharfkantige Steine und sehr steil. Entsprechend hatten wir auch so einige Platten zu beklagen. Unten angekommen war es dann nicht mehr sehr weit bis zum Rifugio Refavaie, wo uns wieder ein super Abendessen und toller Service erwartete.


Gleich vom Rifugio Refavaie weg ging es am 6. Tag in den 800 hm-Aufstieg zum Passo 5 Croci (2018 m) über gut zu fahrende Schotterwege. Je höher wir kamen, umso beeindruckender wurde die Aussicht und die Landschaft. Hinter dem Passo ging die Abfahrt über recht unspektakuläre Schotterwege und Asphaltsträschen in das Tal Valsugana. Hier fuhren wir fast 25 km fast eben auf dem Radweg ‚Via Claudia‘ in Richtung Westen bei unglaublicher Hitze. Man wusste gar nicht, ob man langsam fahren sollte, damit es nicht so anstrengend ist, oder lieber schneller, um ein wenig Fahrtwind zu haben. In Caldonazzo dann erst mal literweise kalte Getränke, bevor es über einen letzten kleinen (schattigen) Anstieg in die lange Highspeed-Abfahrt bis in die Altstadt von Trento ging.


Die letzte und siebte Etappe führte uns in einer riesigen Gruppe von anderen Moutainbikern über Sardagna hoch nach Candriai (960 m). Leider hatte Dirk während des Anstiegs eine Panne am Tretlager zu beklagen und musste wieder nach Trento zurück um es reparieren zu lassen. Der Rest unserer Gruppe fuhr hinter dem Pass runter in das Sarca-Tal um auf der gegenüberliegenden Seite gleich wieder einen Anstieg über Lon nach Ranzo auf einer spektakulären Straße in Angriff zu nehemen. Die Straße führte durch eine Felswand steil nach oben und immer wieder taten sich tolle Blicke in das nördliche Sarca-Tal auf. Nach einem kurzen Stop in Ranzo ging es über einen kurvigen, befestigten Trail mit hohem Speed wieder runter in das Tal wo wir bei Sarche bald den Radweg zum Lago erreichten. Wir alle konnten es jetzt gar nicht mehr abwarten und fuhren mit teilweise hohem Tempo in Windschattenformation gegen den starken Ora (der nachmittägliche Südwind am Gardasee) an. In Arco gönnten wir uns jedoch noch ein Eis am Piazza III Novembre bevor wir in gelöster Stimmung die letzten km nach Torbole genossen. An der Promenade von Torbole trafen wir Dirk wieder und konnten alle gemeinsam, erst mit einem Bad und dann mit einem Weizen, die Ankunft am Lago feiern!


Fast schon traditionell dann am 8. Tag die Zugabe: Von Riva del Garda aus die Ponalestraße hinauf zur Punta Larici. Nach einer kurzen Pause dieses Mal weiter hinauf zur Malga Palaer (980 m) und von dort die verblockten Trails wieder runter nach Pregasina. Am Tag nach einer Transalp fordern die Trails einem schon alles ab aber machen auch großen Spaß. Im Hotel Panorama gab es dann eine Stärkung, bovor es wieder die Ponalestraße hinab nach Riva ging. Vielleicht lag es an der großen Hitze kurz nach der Mittagszeit, dass kaum Wanderer und Radfahrer unterwegs waren. Jedenfalls konnte ich noch nie so ungestört mit hohem Tempo und Flow die Ponalestraße genießen. Ein schöner Abschluss einer wirklich tollen Transalp!


Höhepunkte aus meiner Sicht:
– Panorama auf der Rodenecker Alm (und folgende km)
– Landschaft auf der Fanesalm
– Landschaft bei den Cinque Torri
– Panorama vom Refugio Averau
– Holy Trail Strada della Vena
– Panorama und Abfahrt vom Col Megherita
– Landschaft im Val Venegia
– Trail hinter dem Passo Tagnola
– Landschaft am Passo Cinque Croci


[Video]


[Karte]


[Höhenprofile]








[Statistik]

DatumStreckeAnstiegDauer
27.07.201338,1 km1800 hm7:04 Std.
28.07.201345,0 km1555 hm9:40 Std.
29.07.201341,8 km1592 hm7:56 Std.
30.07.201349,3 km1341 hm8:22 Std.
31.07.201354,4 km2045 hm9:37 Std.
01.08.201384,1 km1536 hm8:56 Std.
02.08.201463,6 km1248 hm5:48 Std.
Summe376,3 km11117 hm57:23 Std.

[GPS-Track]
Die Planung unserer Route basierte auf dem genialen Bike-GPS Tourenplaner vom ‚MTB Hall of Fame‘-Mitglied Uli Stanciu.
*.gpx-Datei.